Wenn Sie sich zu wenig
bewegen, riskieren Sie, daß sich Ihre Muskeln zurückbilden und die
Gelenke versteifen. Bewegung vermindert nicht nur diese Gefahren, sie erhält
auch die Funktionen von Herz- und Kreislauf, des Verdauungstraktes und des
Immunsystems aufrecht. Außerdem können Sie das Gefühl genießen, selbst
etwas für Ihre Gesundheit zu tun und dabei auch etwas zu bewirken.
Professionelle Unterstützung ist wichtig, da man als Betroffener die
eigenen Bewegungsmuster selbst objektiv nicht einschätzen kann. Nicht nur
in Kliniken, sondern auch ambulant gibt es an vielen Orten Gruppen, in
denen Parkinson-Betroffene durch Musik und sinnvolle Übungsgeräte Freude
an der Bewegung erhalten oder neu entwickeln sowie das Rhythmusgefühl und
die Koordinationsfähigkeit schulen können. In gut angeleiteten Gruppen
werden möglichst solche Geräte benutzt, die man auch zu Hause vorfindet
oder die sich leicht herstellen lassen (wie Reis- oder Sandsäckchen, Tücher,
Luftballons, Kastanien, Holzschwellen usw.). Kontaktadressen erfahren Sie
z.B. durch die dPV.
Im Rahmen einer
Parkinson-Krankheit fällt das Sprechen schwerer, die Stimme wird leiser,
monotoner und verwaschener. Nützlich ist lautes Lesen, Gruppengespräche
und gemeinsames Singen. Trainingshilfen sind ein Spiegel, ein Taktgeber
(Metronom) und ein Kassettenrekorder. Üben in der Gemeinschaft verringert
die Hemmungen gegenüber anderen und hält soziale Kontakte aufrecht. Die
dPV in Neuss stellt eine Sprachkassette bzw. eine Sprachfibel zur Verfügung.
Bitten Sie Ihren Arzt,
Ihnen Logopädie zu verordnen, damit Sie unter fachkundiger Anleitung
stimmverbessernde Übungen erlernen können. Bei diesen wird es besonders
darum gehen, laut genug (und damit langsam und verständlich) zu sprechen.
Ihre Verständlichkeit können Sie leicht selbst überprüfen, indem Sie
probeweise ein Gespräch mit einem Kassettenrekorder aufzeichnen.
Anleitungen für logopädische Übungen können Sie einer handlichen
Broschüre entnehmen, die Sie kostenlos bei der Pharmacia & Upjohn
GmbH (Cabaseril® Service) in 91051 Erlangen beziehen können.
Parkinson-Betroffene
neigen dazu, leise zu sprechen. Sie verhelfen sich zu größerer Lautstärke,
indem Sie sich solange selbst innerlich immer wieder ermuntern, laut zu
sprechen, bis Sie sich daran gewöhnt haben. Alternativ können Sie
Personen ihrer Umgebung darum bitten, Sie immer wieder an lautes Sprechen
zu erinnern. Eine weitere Möglichkeit besteht darin, Hintergrundgeräusche
zu erzeugen, die Sie beim Sprechen übertönen müssen. Meist hält die
Wirkung dieser Maßnahme auch noch einige Zeit nach Verstummen der Geräusche
an („Lombard-Effekt“).
Die Parkinson-Krankheit
erschwert das mimische Ausdrucksvermögen und damit die Kommunikation mit
der Umwelt. Der mitunter maskenhafte Gesichtsausdruck lädt wenig zur
herzlichen Kontaktaufnahme ein. Deshalb ist es wichtig, die an der Mimik
beteiligten Gesichtsmuskeln zu trainieren. Sinnvolle Übungen sind: Stirn
runzeln, Nase rümpfen, Mund öffnen und schließen, Zunge herausstrecken,
Backen einseitig aufblasen, Kinnlade nach beiden Seiten schieben, Ober-
bzw. Unterlippe aufwerfen, Mund seitlich verziehen, wechselseitig ein Auge
schließen bzw. beide Augen gemeinsam schließen.
Parkinson-Betroffene müssen
besonders viel trinken. Denn viele von ihnen sind bereits älter, so daß
ihr Durstgefühl im Vergleich zu jüngeren Menschen abgeschwächt ist.
Deshalb droht die Gefahr, daß Parkinson-Kranke zu wenig zu trinken. Ist
dies der Fall, verschlechtern sich Kreislauf- und Nierenfunktion, was sich
wiederum auf das Allgemeinbefinden und die Medikamentenverteilung
nachteilig auswirkt. Für Parkinson-Patienten kommt erschwerend hinzu, daß
sie meist stark schwitzen und deshalb einen besonders hohen Flüssigkeitsbedarf
haben. Täglich sollten sie daher mindestens zwei Liter Flüssigkeit
trinken, egal welcher Art. Kaffeegenuß muß nur eingeschränkt werden,
falls er den Tremor verstärkt.
Begegnen Sie einer
drohenden Darmträgheit und Verstopfung , indem Sie sich ausgewogen und
ballaststoffreich ernähren. Trinken Sie mindestens zwei bis drei Liter Flüssigkeit
täglich. Für die Regulierung des Stuhlgangs ist es günstig, wenn Sie
die Mahlzeiten auf fünf kleinere Portionen über den Tag verteilen. Bei
einigen Patienten wird im fortgeschrittenen Krankheitsverlauf beobachtet,
daß die L-Dopa-Wirkung nachläßt, wenn zuvor eiweißreich gegessen
wurde. In diesen Fällen empfiehlt es sich, entweder eiweißärmer zu
essen (z.B. Fisch) oder Mahlzeit und L-Dopa-Einnahme zeitlich zu
versetzen: etwa L-Dopa eine halbe Stunde vor der Mahlzeit oder zwei
Stunden später einnehmen. Die auf dem Markt befindlichen Präparate
machen hierzu meist Angaben auf dem Beipackzettel. In wenigen Ausnahmen
kann eine eiweißreiche Diät für den Patienten notwendig sein.
Natürlich wirkt sich der
Krankheitsverlauf auch auf das Sexualleben aus. So müssen
Parkinson-Kranke lernen, Freude und Interesse am Partner vermehrt verbal
auszudrücken. Denn in fortgeschritteneren Stadien fällt dies mimisch und
motorisch schwerer. Offene Gespräche wirken zudem oft wie ein Stimulans.
Auch ist es wichtig, das Sexualleben mit Fluktuationen der Symptomatik
bzw. der Wirkungsdauer der Parkinson-Medikamente abzustimmen. Mitunter ist
es sinnvoll, langjährig eingespielte Verhaltensmuster zu ändern. So kann
ein Rollentausch erforderlich werden, wenn die sexuelle Aktivität ursprünglich
vom Parkinson-Kranken ausging und dieser jetzt immer seltener die
Initiative ergreifen kann.
Es besteht kein Grund zur
Sorge, daß sexuelle Aktivität die Parkinson-Krankheit verschlimmern könnte.
Eher das Gegenteil ist der Fall. Denn ein befriedigendes Sexualleben
verhilft oft zu einer guten seelischen Verfassung . Und diese nutzt der
Krankheitsbewältigung eher, als daß sie ihr schadet.
Parkinson-Betroffene
sondern über ihre Haut vermehrt Schweiß und Fett ab. Es ist daher
wichtig, daß Sie möglichst täglich duschen oder baden (bitte nicht zu
ausgiebig!) und Sie Ihre Haut geschmeidig halten. Wechseln Sie bei nächtlichem
Schwitzen immer durchnäßte Kleider bzw. Bettwäsche. Tragen Sie während
heißer Tage luftige Kleidungsstücke und bevorzugen Sie Naturstoffe, die
den Wärmeaustausch erleichtern und Schweiß besser aufnehmen als
Kunststoffe.
Gepflegtes Aussehen
steigert nicht nur das eigenen Wohlbefinden, auch die Umwelt reagiert auf
einen äußerlich attraktiven Menschen meist günstiger als auf einen
„verwahrlost“ wirkenden. Leider fördern die Verhaltensveränderungen
infolge der Parkinsonschen Erkrankung (wie Zittern, Steifheit, unbewegte
Mimik) Vorurteile der Umwelt. Es empfiehlt sich deshalb, diese nicht durch
andere „Äußerlichkeiten“ noch zusätzlich zu fördern.
Ein Toilettenstuhl und
eine Urinflasche am Bett verringern Gefahren, die mit nächtlichen
Toilettengängen verbunden sind. Teppichböden bieten den Vorteil, daß
zum Toilettengang keine Schuhe angezogen werden müssen.
Wer ausgeprägt zittert,
sollte beim Schreiben dem Arm eine große Unterstützungsfläche bieten
(indem er z.B. den Unterarm auf der Unterlage aufliegen läßt). Muß man
den Arm frei bewegen, empfiehlt es sich, während dieses Vorgangs einen
Gegenstand zu fassen. Durch den Zugriff werden die Hände ruhiger. Zittert
der Kopf stark und störend, kann man diesen mit den Händen stützen und
so das Zittern oft günstig beeinflussen. Ein weiterer Trick besteht
darin, die Hände hinter dem Kopf verschränkt zu falten. Gemütsbewegungen
(Angst, Aufregung) können Zittern verstärken. Wirken Sie dem entgegen,
indem Sie sich in solchen Situationen durch inneren Zuspruch selbst
beruhigen (entspannen).
Einer nicht sehr stark
ausgeprägten Fallneigung, läßt sich manchmal mit einfachen Mitteln
vorbeugen. Besteht die Tendenz, nach hinten zu fallen, empfiehlt es sich,
etwas höhere Absätze zu tragen. Dagegen sind bei umgekehrter Fallneigung
(also nach vorne) flache Schuhe vorzuziehen. Beim Sitzen kann man dem Rückwärtsfallen
vorbeugen, indem man ein Keilkissen unterlegt. Ein Seitwärtsfallen läßt
sich mitunter verhindern, in dem man die gefährdete Seite unterpolstert
und sie so höher lagert.
Sie fördern einen
aufrechten Gang, wenn Sie Ihren Blick konsequent auf Dinge richten, die
sich in Augenhöhe befinden, und Sie Ihre Arme beim Gehen mitschwingen
lassen. Das Schwingen der Arme läßt sich gut üben, indem Sie mit den Händen
leichte kleine Hanteln fassen.
Bevorzugen Sie schwere,
stabile Sitzmöbel mit Armlehnen. Am günstigsten sind hinten erhöhte
Sitzflächen (z.B. mit Hilfe eines Keilkissens). Bringen Sie zum Aufstehen
Ihre Füße in Schrittstellung und verlagern Sie den Oberkörper möglichst
weit nach vorne. Unterstützen Sie das Aufstehen durch ein Kommando.
Startschwierigkeiten („Freezing“)
beim Gehen oder beim Überschreiten von (scheinbaren) Hindernissen sind
typisch für die Parkinsonsche Erkrankung. Mittlerweile gibt es viele Tips,
die Anfangsbewegungen erleichtern. Beispiele sind Markierungen auf dem
Boden, Muster im Teppich oder akustische Hilfen wie Zählen oder Musik.
Auch eigene oder fremde Kommandos können Impulse setzen. Finden Sie
heraus, auf welches Kommando Sie besonders gut ansprechen. Mitunter eignet
sich Marschmusik, die man über einen Walkman hört. Es kann jedoch gefährlich
sein, das Gerät im Straßenverkehr zu benutzen. Als Hilfsmittel hat sich
auch ein Gehstock bewährt, der an seinem unteren Ende einen kleinen
ausklappbaren Querbalken hat, über den der Patient seinen Fuß hinweg
hebt. Bei Bedarf kann ein Begleiter seinen Fuß vor den Kranken stellen,
damit dieser darüber steigt und so startet. Auch folgende Tips sind nützlich:
Sie kommen leichter in Gang, wenn Sie mit einem Fuß einen kleinen
Ausfallschritt machen und sich gleichzeitig mit dem anderen in Bewegung
setzen. Eine weitere Methode besteht darin, abwechselnd das Gewicht von
einem Bein auf das andere zu verlagern, indem Sie leicht hin und her
schwanken. Aus dieser Schaukelbewegung fällt es leichter, sich in Gang zu
setzen.
Verzweifeln Sie nicht,
wenn Sie beim Passieren von engen Stellen (zum Beispiel Türen) häufiger
plötzlich in der Bewegung blockiert sind. Mitunter können Sie einem
solchen „Einfrieren“ erfolgreich vorbeugen, indem Sie auf dasjenige
blicken, was hinter dem Engpaß liegt, sobald Sie sich der engen Stelle nähern.
Verharren Sie kurz an einem Durchgang, wenn dieser mit einer Schwelle bestückt
ist, und machen Sie dann einen gezielten Schritt über das Hindernis.
Lassen Sie ein zweites
Treppengeländer anbringen. Üben Sie mit Ihrer Krankengymnastin das
Treppensteigen, insbesondere wenn Sie zu Hause Wendeltreppen haben.
Mitunter ist es sinnvoll, Treppen rückwärts hinunterzusteigen.
Achten Sie vor allem im
Zusammensein mit anderen darauf, sich nicht zu überfordern. Üben Sie,
sich immer wieder die nötigen Ruhepausen zu verschaffen. Ziehen Sie sich
beispielsweise bei gesellschaftlichen Anlässen vorübergehend in einen
ruhigen Raum zum Entspannen zurück. Verweisen Sie gegebenenfalls auf Ihre
Krankheit und die Notwendigkeit von Pausen, die Sie auch als Ihr gutes
Recht betrachten können. Pausen sollen Sie in die Lage versetzen, in der
übrigen Zeit wieder aktiv mitzumachen.
Ein erniedrigter
Blutdruck, der sich vor allem nach dem Aufstehen bemerkbar macht, läßt
sich oft mit natürlichen Mitteln beheben (Wechselduschen, Frühsport,
starker Kaffee). Um ausgeprägte Tiefs des Blutdrucks zu vermeiden, kann
die morgendliche L-Dopa-Dosis vorübergehend verringert oder zeitlich
verschoben werden.
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